Energie optimal nutzen

Der Einzelhandel hat viele Ansatzpunkte, den Energieverbrauch pro Quadratmeter Verkaufsfläche zu optimieren. Wie effektiv der Blick auf die Details sein kann, zeigen die Konzepte von Möbelhaus Bäucke und Sporthaus Krumholz…

Investitionen in sparsame LED-Beleuchtung, effiziente Kältetechnik und verglaste Kühltheken, Projekte im Bereich Lüftung mit Wärmerückgewinnung und der weitere Ausbau von Energiemanagementsystemen entlasten die Energiekosten pro Quadratmeter Verkaufsfläche spürbar. Vor allem wegen solcher Investitionen sind trotz insgesamt steigender Preise für Strom und Wärme die Energiekosten im Einzelhandel 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent gesunken, wie die EHI-Studie Energiemanagement im Einzelhandel 2014 zeigt. Und da der überwiegende Teil der Händler in den kommenden drei Jahren mit einem weiteren Anstieg der Energiepreise rechnet, ist die Bereitschaft, in energieeffiziente Anlagen und Systeme zu investieren, weiterhin sehr hoch.

„Wir müssen die Kosten senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Jochen Heynold. Der Geschäftsführer des Möbelhauses Bäucke im niedersächsischen Northeim beobachtet einen schärfer werdenden Wettbewerb sowie aufgrund des demografischen Wandels eine Tendenz zu stagnierendem bis schrumpfendem Umsatz. Das mittelständische, inhabergeführte Unternehmen existiert seit über 125 Jahren und bietet auf 10.000 Quadratmetern Fläche ein Vollsortiment mit hohem Polster- und Küchenanteil an, seit etwa 25 Jahren steht das Haus auf der grünen Wiese. „Gemeinsam mit einem Energieberater haben wir in zwei Schritten systematisch alle Energieverbraucher erfasst und analysiert und daraus mögliche Maßnahmen entwickelt“, schildert Heynold.

Den Auftakt bei Bäucke bildete eine 1.800 Euro teure Initialberatung, die von der KfW mit 1.300 Euro bezuschusst wurde. Ergebnis waren insgesamt zehn Möglichkeiten, Energie einzusparen, von denen der Energieberater fünf für empfehlenswert hielt. Positiv, so Heynold: „Es wurden auch Maßnahmen empfohlen, die einfach und in Eigenregie umgesetzt werden konnten.“ So konnte beispielsweise eine separate Brennwerttherme im Anbau, die zuvor das ganze Jahr in Betrieb war, im Sommer abgeschaltet werden, was den Energieverbrauch um 40 Prozent reduzierte. Die Beleuchtung eines seltener genutzten Lagerbereichs erhielt einen Zeitschalter (80 Prozent Einsparung), die Beleuchtung des Eingangsbereichs einen Helligkeitssensor (50 Prozent Einsparung), und die Beleuchtung des Parkdecks wurde mit Zeitschaltuhr, Dämmerungssensor und Präsenzmelder ausgestattet (60 Prozent Einsparung).

Ermutigt von den guten Ergebnissen entschied Jochen Heynold sich anschließend für eine energetische Detailberatung, an deren Kosten in Höhe von 8.000 Euro sich die KfW mit 4.200 Euro beteiligte. „Eine eigene PV-Anlage können wir aus statischen Gründen nicht realisieren, drei andere Maßnahmen haben wir in Folge dieser Beratung jedoch umgesetzt“, so Heynold. Dafür hat Bäucke insgesamt 101.000 Euro investiert und erwartet in den nächsten 15 Jahren eine mittlere Einsparung von 21.700 Euro pro Jahr. Im Lager wurde die gesamte Heizung erneuert; die Kombination von Brennwertkessel und Deckenstrahlplatten senkt den Erdgasverbrauch um jährlich etwa 37.400 Kilowattstunden. Die Lüftung im Möbelhaus erhielt eine Drehzahlregelung, eine verbesserte Temperaturregelung und eine Luftlenkung; die jährliche Energieersparnis beziffert Heynold mit rund 20.500 Kilowattstunden Strom und 20.000 Kilowattstunden Gas. Weitere 30.100 Kilowattstunden Strom spart das Möbelhaus durch den Ersatz der bisherigen Beleuchtung durch HCI-Strahler sowie T5-Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten und Reflektoren. „Inzwischen würden wir eventuell über den Einsatz von LED nachdenken“, sagt Heynold.

Beim Sporthaus Krumholz ist LED bereits im Einsatz, allerdings nur punktuell. Das 1949 gegründete Unternehmen ist das neuntgrößte Intersport-Mitglied und hat neben dem Stammhaus in Neuwied noch weitere sechs Geschäfte in Mayen, Andernach, Mülheim-Kärlich, Bad Neuenahr-Ahrweiler und Koblenz. „Projekte zur Energieoptimierung sind bei Intersport Krumholz schon lange auch Teil des Ladenbaus“, sagt Oliver Krumholz, der 2009 in dritter Generation die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernahm. In den vergangenen beiden Jahren hat Krumholz zwei Filialen jeweils in Kooperation mit einem Energieberater, der Verbundzentrale und dem Mittelstandsverbund energetisch optimiert.

Einen umfassenden Ansatz wählte Krumholz gemeinsam mit einem Architekten für die Filiale in Mayen, wo 2014 innerhalb von sechs Wochen bei laufendem Betrieb das Gebäude inklusive Ladenbau erneuert wurde. „Das Gebäude ist aus der Nachkriegszeit und wurde 2002 zum letzten Mal umgebaut“, erläutert Krumholz. Die Lüftung stammte aus den 60er Jahren, der Türluftschleier aus den 70ern. Abgesehen von der Heizung hat das Unternehmen daher diese Technik grundlegend erneuert. Wegen der alten Bausubstanz war dieses Unterfangen jedoch aufwändiger als gedacht: Die alten Technikstandorte waren zu klein für die neuen Anlagen. Im Zuge der Lichtsanierung wurden außerdem die Kassettenleuchten ausgebaut, die Strahler von 75 auf 35 Watt umgerüstet und eine Lichtsteuerung installiert.

Das Flagship in Mülheim-Kärlich hat Krumholz 2013 innerhalb von neun Wochen bei laufendem Betrieb umgebaut. Das Gebäude besteht aus zwei in den Jahren 2002 und 2006 gebauten Teilen und sollte ladenbautechnisch erneuert werden, parallel dazu fand die Optimierung der Haustechnik statt. „Das Ziel in Mülheim-Kärlich war, die bestehende Technik weiter zu nutzen und nur punktuell mit neuer Technik zu ergänzen“, so Krumholz. Der erste Schritt war daher eine Auflistung aller vorhandenen technischen Anlagen wie Licht, Heizung, Lüftung und Kühlung, auf dieser Basis entstand das Konzept. Dieses umfasste eine Verlegung der Lüftungskanäle und neue Einstellungen für die Frequenzumwandler. Hinzu kam eine Lichtsanierung: Statt Pendelleuchten mit 120 Watt und Strahler mit 75 Watt setzt Krumholz nun auf Strahler mit 35 Watt und punktuell auf LED sowie auf eine Lichtsteuerung. Als schwierig erwies sich dem Geschäftsführer zufolge der unterschiedliche technische Stand der Gebäudeteile, beispielsweise stammt die Heizung aus dem Jahr 2002 und die Anlage zur Kühlung und Lüftung aus dem Jahr 2006. Außerdem war die technische Dokumentation nicht vollständig. Mit dem Ergebnis ist Krumholz trotzdem zufrieden, auch wenn nach Abschluss der Bauphase noch nachjustiert werden musste. „Alte und neue Technik mussten zwar mit viel Fingerspitzengefühl aufeinander eingestellt werden. Aber der bessere Einsatz der vorhandenen Technik hat zu großen Energieeinsparungen geführt.“