Mit kleinen Sonnen zum großen Ziel

Der Künstler Ólafur Elíasson will saubere und erschwingliche Energie in Weltregionen ohne konstante Stromversorgung bringen…

Ólafur Elíasson denkt gerne groß. Der in Island geborene Künstler, der in Berlin und Kopenhagen lebt und arbeitet, sorgte schon häufig mit seinen raumgreifenden Installationen für Aufsehen. An verschiedenen Orten der Welt färbte er das Wasser großer Flüsse mit (ungiftigen) Farbstoffen ein, installierte einen künstlichen Wasserfall unter der New Yorker Brooklyn Bridge und vernebelt täglich zur Abenddämmerung die Fassade der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts-AG in Wien. In seinem Berliner Studio sind mehrere Dutzend Mitarbeiter mit der Umsetzung seiner Entwürfe beschäftigt.

Auch die Initiative Little Sun, die Elíasson seit 2012 gemeinsam mit Ingenieur Frederik Ottesen vorantreibt, ist nur auf den ersten Blick klein. Erstes Produkt der Initiative ist eine gelbe LED-Lampe aus Kunststoff in Form einer Sonnenblume, deren Akkus mit Hilfe von Solarzellen auf der Rückseite gespeist werden – nach fünf Stunden Sonnenlicht leuchtet Little Sun entweder fünf Stunden mit ganzer oder zehn Stunden mit halber Kraft. Mit der kleinen Lampe verfolgt Elíasson ein großes Ziel: Bis zum Jahr 2020 soll sie 50 Millionen mal verkauft werden und Licht zu Menschen bringen, die noch immer ohne Stromversorgung leben.

300.000 Exemplare hat Little Sun bereits weltweit verkauft, etwa die Hälfte davon in der sogenannten dritten Welt – dort subventionieren die in den Industrieländern erzielten Erlöse den Verkaufspreis, um die Solarleuchten lokal erschwinglich zu machen. Elíasson sieht in den „kleinen Sonnen“ nicht nur eine saubere Alternative zu Kerosinlampen sowie anderen giftigen und teuren Lichtquellen auf Basis fossiler Brennstoffe. Die Initiative sei auch eine Möglichkeit, mittels langfristiger Vertriebspartnerschaften vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen und lokale Gewinne zu erwirtschaften.

Das zweite Produkt, Little Sun Charge, ergänzt jetzt die mit Solarzellen und Akkus betriebene LED-Leuchte mit einer Ladefunktion für Handys und Smartphones. Anfang September 2015 initiierte Elíasson eine Crowdfunding-Kampagne über die Plattform Kickstarter, um 50.000 Euro für den Produktionsstart zu sammeln. Innerhalb kurzer Zeit machten 2.080 Unterstützer mit 265.448 Euro die Verwirklichung des Projekts möglich, seit dem 7. Oktober ist das netzunabhängige Ladegerät erhältlich. Auch die Einnahmen aus dem Verkauf des Little Sun Charge sollen junge Unternehmer vor allem in Afrika unterstützen, die mit dem Verkauf der Little-Sun-Produkte ihren Lebensunterhalt aufbessern und nachhaltige Energie in Regionen ohne Strom bringen. Die Initiatoren sind sicher, dass Little Sun Charge dort den Alltag fühlbar verändern kann; gerade für Menschen in ländlichen Regionen seien Handys für die Kommunikation unersetzlich. Elíasson: „Little Sun Charge lädt dein Handy mit der Sonne – powert dich und verbindet dich. Und wenn wir verbunden sind, können wir gemeinsam etwas bewegen.“