Kohle mit Kohle machen
Oft und gern betonen RWE, EnBW, Vattenfall und Eon, wie wichtig erneuerbare Energien sind. Aber die Investitionsschwerpunkte der Konzerne sehen anders aus: Kohle und Gas statt Sonne und Wind. Und Kernkraft gilt als feste Größe...
Der 10. März war kein angenehmer Tag für Wulf Bernotat. Der wegen interner Querelen ohnehin angeschlagene Eon-Chef musste für 2008 eine Bilanz vorlegen, in der die Finanzkrise deutliche Spuren hinterlassen hat – und mitteilen, dass der Konzern seine Investitionen und Prognosen für die Jahre 2009 bis 2011 deutlich kappt. Bittere Pillen, die selbst die großzügige Dividende nicht versüßen konnte. Und auch die präsentierte Konzernstrategie sorgt für ein Wechselbad der Gefühle. „Kein realistisches Energieszenario der Zukunft ist ohne Wind, Wasser und Sonne denkbar“, sagt Wulf Bernotat. Relativiert jedoch wenige Minuten später: „Kohlekraftwerke bleiben das Rückgrat der Stromerzeugung in Mitteleuropa.“ Und begrüßt, „dass sich die Haltung gegenüber der Kernkraft verbessert. Kernenergie und erneuerbare Energien sind für uns kein Widerspruch.“
Mit diesen Aussagen ist Bernotat nicht allein. Eon, RWE, EnBW, Vattenfall – alle vier Konzerne werden mit den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf ihre Branche konfrontiert, alle vier haben die erneuerbaren Energien als Geschäftsfeld entdeckt, alle vier setzen weiter auf Strom aus Kohle oder Gas, alle vier kämpfen für ihre Kernkraftwerke. Aber bei näherem Hinsehen unterscheiden sich ihre Strategien.
Die Krise: Zum einen beeinflusst die rückläufige Konjunktur den Energiebedarf. 2008 ging der Brutto-Stromverbrauch in Deutschland laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) um 0,3 Prozent auf 617 Milliarden Kilowattstunden zurück, Grund sei vor allem der Wirtschaftsabschwung. International steigt der Stromverbrauch zwar, allerdings langsamer als erwartet. Zum anderen sind zurzeit wegen des taumelnden Bankensektors die Kapitalkosten sehr hoch. Eine ungünstige Kombination. „Die Rahmenbedingungen für Kraftwerksinvestitionen in Europa haben sich verschlechtert, viele notwendige Investitionen werden aufgeschoben“, sagt Florian Haslauer von A.T. Kearney, der für die Managementberatung eine Studie zu diesem Thema erarbeitet hat. Aus seiner Sicht müssten die Stromerzeuger pro Jahr etwa 30 bis 35 Milliarden Euro in ihren Kraftwerkspark investieren, um alte Anlagen zu ersetzen und sich für den steigenden Stromverbrauch zu rüsten. „Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen werden die jährlichen Investitionen in den Jahren 2009 und 2010 aber um rund zehn Milliarden Euro pro Jahr geringer ausfallen.“ Die Folge: Alte Kraftwerke mit schlechterem Wirkungsgrad bleiben länger in Betrieb.
Weiteres Problem: „Die derzeitigen Rahmenbedingungen lassen insbesondere die Attraktivität von Investitionen in die Stromerzeugung aus Erneuerbaren sinken.“ Da bei Erneuerbaren die Kapitalkosten der wesentliche Kostenblock seien, wirke sich deren Anstieg viel stärker auf die Wirtschaftlichkeit der Investition aus. Wegen der Finanzkrise sei die Stromerzeugung beispielsweise bei Steinkohle um 4,3 Prozent teurer geworden, bei Wind Offshore sogar um 10,7 Prozent. Haslauer warnt vor den Folgen. „Fehlende Investitionen in erneuerbare Energien bedeuten, dass sich das Erreichen der EU-Klimaziele verzögern wird. Und ohne geeignete Maßnahmen sind diese sogar gefährdet.“ Zusätzlich sinken derzeit die Preise für Öl, Gas und Kohle, was konventionelle Erzeugungsformen billiger mache – und auch bei CO2-Zertifikaten, ein oft notwendiger Zusatzkauf für die Verstromung fossiler Energieträger, erwartet Haslauer keine Verteuerung.
Die Konzerne: In Sachen Finanzierung stehen die europäischen Stromkonzerne recht gut da, zumindest sprechen Rating-Agenturen wie Standard & Poor's ihnen nach wie vor eine hohe Kreditwürdigkeit zu. Da verwundert es nicht, dass die vier Stromriesen in den vergangenen Monaten mehrere, teils Milliarden schwere Anleihen erfolgreich platzieren konnten. Deren Erlöse sollen Unternehmensübernahmen finanzieren, aber auch in die Kraftwerke fließen – wenn auch mit Vorsicht.
„Wir prüfen bei jedem Projekt, ob es noch wirtschaftlich ist“, ist die klare Position von Eon-Konzernchef Bernotat. Seine 2007 gestartete Investitionsinitiative erhielt jetzt einen kräftigen Dämpfer: Statt der vorgesehenen 36 Milliarden Euro stehen 2009 bis 2011 maximal 30 Milliarden zur Verfügung. Etwa ein Drittel davon fließt in Modernisierung und Ersatz von Netzen und Kraftwerken in Deutschland und Großbritannien, zwei Drittel schwerpunktmäßig in den Ausbau der Kapazitäten in den Niederlanden, Belgien, der Slowakei und Russland. Dabei geht es überwiegend um konventionelle Gas- und Kohlekraftwerke, denn von diesen 30 Milliarden Euro sind nur sechs Milliarden für Investitionen in erneuerbare Energien vorgesehen – aber immerhin schwappte damit die Sparwelle des Versorgers an seiner Ökosparte vorbei.
Im Moment erzeugt Eon seinen Strom aus Kohle (36 Prozent), Gas und Öl (29 Prozent), Kernenergie (21 Prozent) und Erneuerbaren (14 Prozent). Der Anteil der Erneuerbaren, der im Moment vor allem dank Wasserkraft in Skandinavien so hoch liegt, soll bis 2015 auf 18 Prozent steigen, die derzeit installierten 2,5 Gigawatt sollen in dieser Zeit auf zehn Gigawatt ausgebaut werden. Laut Bernotat will Eon vorrangig den Anteil der Windenergie ausbauen, On- und Offshore. Die bisherigen Windenergie-Akquisitionen in Spanien und den USA sollen durch weitere Windparks unter anderem in Spanien, Portugal und England ergänzt werden. „2009 erwarten wir wichtige Meilensteine: Bald sind wir in Europa die Nummer eins bei Wind auf dem Meer.“
Auch die Solarenergie gilt Eon inzwischen als reif genug, um sich verstärkt zu engagieren. „Besonders Kraftwerke in sonnenreichen Gegenden haben aus unserer Sicht viel Potenzial“, sagt Bernotat. Konkrete Großprojekte gibt es allerdings bisher nicht, nur ein paar kleine Schritte. 2007 hat Eon mit Schüco das Joint Venture Malibu gegründet, das ab Mitte 2009 in Magdeburg Dünnschichtmodule zur Gebäudeintegration entwickeln und produzieren soll. Bei den Windparks soll geprüft werden, ob sich an den Standorten auch PV-Installationen anbieten. Und die Energiespeicherung bezeichnet Eon – gerade mit Blick auf das Potenzial erneuerbarer Energien – als zentrales Forschungs- und Entwicklungsthema: Sein Technologiezentrum Nottingham beteiligt sich an der Entwicklung moderner Großbatterien. Das Geschäft mit Erneuerbaren, das Eon in der Gesellschaft Climate & Renewables zusammengefasst hat, ist für den Konzern allerdings nicht nur aus Wachstums- oder Klimaschutzgründen interessant. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien hilft uns, die zunehmende Verknappung der Emissionsrechte in Europa zumindest teilweise abzufangen“, steht im Corporate-Responsibility-Bericht.
Da auch Kernenergie als CO2-frei gilt, sieht Eon sie als wesentlichen Bestandteil eines klimaschonenden Energiemixes – und das langfristig: Über ein Konsortium treibt Eon den Bau eines neuen Reaktors in Finnland an und verbündet sich für andere internationale Projekte sogar mit dem Rivalen RWE. Eon und RWE betreiben derzeit unabhängig voneinander weltweit 20 Kernkraftwerke, gemeinsam besitzen und betreiben sie drei Blöcke in Deutschland. Im Januar haben sie ein Gemeinschaftsunternehmen für den Bau und Betrieb von neuen Atomkraftwerken in Großbritannien gegründet, geplant ist der Bau einer Kernkraftwerkskapazität von mindestens sechs Gigawatt. Laut RWE-Vorstandsvorsitzendem Jürgen Großmann ein vielversprechendes Joint Venture: „Kernenergie ist ein Schlüsselelement der RWE-Strategie für Wachstum und CO2-Reduktion.“ Auch in Bulgarien und Rumänien engagiert sich RWE beim Neubau von zwei Reaktoren.
Im Moment erzeugt RWE Strom aus Kohle (61 Prozent), Kernenergie (22 Prozent), Gas (14 Prozent) und Erneuerbaren (2,4 Prozent). Insgesamt will RWE bis 2020 rund zwölf Milliarden Euro in neue Kraftwerke in Europa investieren. Unter anderem kündigt das Unternehmen an, in dieser Zeit die Hälfte aller Braunkohlekraftwerke – Quelle für 33 Prozent des RWE-Stroms – durch Anlagen mit geringerem CO2-Ausstoß zu ersetzen. Dass RWE an Kohle festhält, ist kein Wunder: RWE ist das größte Braunkohleunternehmen Deutschlands und fördert im Rheinland etwa 100 Millionen Tonnen pro Jahr – Nachschub ist durch Genehmigungen für Tagebaue mit einem Lagerstättenvorrat von etwa vier Milliarden Tonnen bis Mitte dieses Jahrhunderts gesichert.
Die Aktivitäten im Bereich der Erneuerbaren bündelt der Konzern seit Februar 2008 im Unternehmensbereich RWE Innogy. Investiert wird in Biomasse und Wasser, vor allem aber in Wind. Die derzeit installierte Leistung von 1,2 Gigawatt soll bis 2012 auf 4,5 Gigawatt ausgebaut werden, dafür will RWE pro Jahr etwa eine Milliarde Euro investieren. Ziel ist es laut Geschäftsbericht, „bis 2013 zu den drei größten Betreibern von Offshore-Windparks in Europa zu gehören“.
Vor allem vor der Küste Großbritanniens ist RWE aktiv, hat sich aber auch die Rechte an dem mit 960 Megawatt größten vor der deutschen Küste geplanten Windpark gesichert – mit der Genehmigung rechnet RWE noch in diesem Jahr. Onshore-Projekte gibt es in Spanien und Italien, aber auch in Polen, Ungarn und Tschechien. In Biomasse investiert RWE in Deutschland, Italien und Großbritannien. Und für den Ausbau der Energiegewinnung aus Meeresströmungskraftwerken strebt das Unternehmen zurzeit eine Zusammenarbeit mit der Siemens-Tochter Voith Hydro an.
Die Solarenergie läuft bei RWE dagegen unter „langfristige Optionen“. Die technische Entwicklung wird beobachtet, aber „die Sonnenenergie für die großtechnische Stromerzeugung zu nutzen, steht für uns im Moment noch nicht im Vordergrund“, heißt es auf der Homepage. Bei verschiedenen RWE-Regionalgesellschaften gebe es jedoch Hilfen für die Installation von Solarkollektoren und PV-Anlagen und für Hausbesitzer ein Komplettpaket, das die Information und Beratung, Installation und Wartung von Photovoltaikanlagen umfasse. Detailfragen von photovoltaik zum Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien ließ RWE unbeantwortet.
Auch EnBW will das im Jahr 2008 begonnene Investitionsprogramm fortsetzen, im Zeitraum 2009 bis 2011 sollen etwa 6,3 Milliarden Euro in „Wachstumsprojekte inklusive Kraftwerksneubauten“ fließen. „In Zukunft werden vor allem moderne Kohlekraftwerke in Verbindung mit Kraft-Wärme-Kopplung eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung spielen“, heißt es im Geschäftsbericht. Zurzeit erzeugt EnBW seinen Strom aus Gas, Öl und Kohle (44 Prozent), Kernenergie (32 Prozent), Laufwasser- und Speicherkraftwerken (23 Prozent) und anderen erneuerbaren Energien (0,006 Prozent). Der Anteil der Kernenergie wird eventuell bald sinken, da EnBW bisher mit dem Versuch scheiterte, die Laufzeit eines Blocks im Atomkraftwerk Neckarwestheim verlängern zu lassen. Andererseits würde EnBW-Vorstandschef Hans-Peter Villis nichts lieber tun, als ein Kernkraftwerk bauen oder sich an einem beteiligen: „Die Kerntechnik ist keine Übergangstechnologie, sondern Teil eines wirtschaftlich sinnvollen und umweltverträglichen Energiemixes.“ Er baut darauf, „dass nach der Bundestagswahl über die Problematik noch einmal neu nachgedacht wird“.
In den Ausbau der Erneuerbaren, die EnBW seit Oktober 2008 im Geschäftsbereich Renewables zusammengefasst hat, sollen mittelfristig drei Milliarden Euro fließen. „Der Schwerpunkt liegt auf Wind- und traditionell auf Wasserkraft“, sagt die stellvertretende Pressesprecherin Johanna Mertins. Demnach hat sich EnBW den Zugang zu vier Offshore-Windparks vor den deutschen Küsten gesichert, wo in den nächsten Jahren Anlagen mit einem Gigawatt Kapazität errichtet werden sollen. Auch im Onshore-Bereich, wo EnBW bereits rund 30 Anlagen betreibt, soll in Deutschland, Polen und der Türkei weiter investiert werden.
Ein 100-Megawatt-Wasserkraftwerk baut EnBW gerade in Rheinfelden. „Dieser Neubau ist das derzeit größte Bauprojekt im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland“, sagt Mertins. „Andere Wasserkraftwerke verbessern wir kontinuierlich oder bauen wir weiter aus.“ Ausbauen will EnBW auch die Aktivitäten in den Bereichen Geothermie, Biomasse und Photovoltaik. Mertins verweist unter anderem auf die Projekte Solar Bürger Aktiv und Solar Service, mit denen EnBW Bürger und Kommunen bei Bau und Betrieb von PV-Anlagen unterstütze. Große Solarprojekte sind allerdings nicht zu erwarten: „Solartechnik wird uns nicht dabei helfen, eine größere Energielücke zu schließen“, sagt Vorstandschef Villis.
Bei Vattenfall findet sich Photovoltaik ebenfalls nur in kleinen Projekten, beispielsweise verschenkte das Unternehmen im vergangenen Jahr 100 PV-Anlagen an Berliner Schulen. Außerdem gehört Vattenfall zu den Gesellschaftern des Berliner Solarunternehmens Sulfurcell. Seinen Strom erzeugt der Konzern allerdings mit Kohle und Gas (46 Prozent), Kernenergie (28 Prozent), Wasser (24 Prozent) sowie Wind, Biomasse und Abfall (0,01 Prozent). 169 Milliarden Schwedische Kronen (etwa 15 Milliarden Euro) will Vattenfall von 2009 bis 2013 in die Stromerzeugung investieren, laut Geschäftsbericht vor allem in Maßnahmen zur Verminderung des CO2-Ausstoßes sowie in erneuerbare Energien. Der Schwerpunkt liegt auf Windkraft, insbesondere in Schweden, Dänemark und Großbritannien treibt der Konzern den Bau entsprechender Anlagen voran. Dazu passt auch der Kauf der Stromsparte des niederländischen Versorgers Nuon: Vattenfall und Nuon haben das Ziel, bis 2015 jährlich 15 Terawattstunden Windkraft zu erzeugen (2009: 2,5 Terawattstunden).
Zwar hat sich Vattenfall zum Ziel gesetzt, bis 2050 seinen Strom komplett klimaneutral zu erzeugen. Als Königsweg gelten jedoch nicht die Erneuerbaren, sondern – ebenfalls in Zusammenarbeit mit Nuon – Methoden zur CO2-Abscheidung (Carbon Capture & Storage, CCS), besonders für Deutschland, wo Vattenfall den meisten Strom aus Braunkohle gewinnt, die das Unternehmen vor allem in der Lausitz fördert. Und: Vattenfall will der Website zufolge außerhalb Deutschlands seine Atomkraftwerke erweitern und denkt sogar über Neubauten nach. Dabei ist Kernenergie als Weg zur klimaneutralen Stromerzeugung aus mehreren Gründen eine umstrittene Strategie.
Die Kritik: „Atomstrom: sauber und billig – diese Konzernargumente ziehen bei der Hälfte der Bevölkerung“, sagt Gerd Rosenkranz, Leiter Politik der Deutschen Umwelthilfe. Das Preissignal sei leicht zu widerlegen. „In den letzten vier Jahren ist der Strompreis permanent gestiegen, obwohl kein einziges AKW abgeschaltet wurde. Warum sollte sich das ändern?“ Von „sauber“ lasse sich angesichts der ungelösten Endlagerfrage ohnehin nicht sprechen. „Für manche ist Atomkraft die Lösung aller Energieprobleme, aber für andere ist sie das schlimmste Problem der Menschheit.“ Für die Konzerne sei sie vor allem lukrativ. „Strom ist eine international gehandelte Ware. Jeder Reaktor, der weiter läuft, macht Gewinne von 400 bis 800 Millionen Euro im Jahr.“
Gewinne, über die sich nicht alle Aktionäre freuen. „Viele Konzerne betreiben fröhliches Greenwashing und werben mit grünen Wiesen und blauem Himmel für einzelne, manchmal nur vermeintlich ökologisch angehauchte Produkte“, sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Der Verband hat gerade bei 27 deutschen Konzernen, darunter auch Eon, RWE und EnBW, die Umfrage „Vorfahrt für Klimaschutz?“ durchgeführt. Als Beispiel für Greenwashing nennt Dufner die CO2-freien Kohlekraftwerke, mit denen Energiekonzerne werben. „Dass die CSS-Technologie irgendwann einmal funktionieren wird, ist nicht erwiesen.“
Außerdem haben die Energiekonzerne laut Dufner in der Umfrage die Bedeutung von erneuerbaren Energien betont, setzen aber gleichzeitig auf Atomkraft als Mittel zur Reduzierung von CO2-Emissionen – Antworten, die nicht nur bei vielen Bürgern, sondern auch bei zahlreichen Aktionären für Unmut sorgen. Dufner: „Umfassende Maßnahmen zu mehr Umwelt- und Klimafreundlichkeit müssen die Geschäftspolitik bestimmen, einzelne ökologische Produkte reichen nicht aus.“
Nicht für die Umwelt, aber auch nicht für die Konzerne. Nach einer Studie von Trend Research betrachten die meisten deutschen Stromversorger die Photovoltaik nicht als Beitrag zu ihrem Geschäft, sondern als Marketinginstrument. Dabei könnte Sonnenstrom zumindest langfristig den Strom von Kraftwerken sogar verdrängen, zeigen Untersuchungen des Instituts Arrhenius: Da PV-Anlagen im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken für die Stromproduktion keine laufenden Kosten erzeugen, könnte ein großer Anteil von Solarstrom im deutschen Netz an der Leipziger Strombörse die Preise kräftig sinken lassen – und Kraftwerksstrom die Attraktivität nehmen. Dann könnten Wulf Bernotat und seine Kollegen, deren Investitionsmodelle nach wie vor auf konventionelle Kraftwerke ausgerichtet sind, noch mehr unangenehme Tage erleben.
Neue Kohlekraftwerke in Deutschland | ||||
Standort | Betreiber | Leistung [MW] | Energieträger | geplante Inbetriebnahme |
genehmigt und im Bau | ||||
Boxberg | Vattenfall Europe AG | 675 | Braunkohle | 2011 |
Datteln | Eon Kraftwerke GmbH | 1065 | Steinkohle | 2011 |
Duisburg-Walsum | Evonik STEAG GmbH, EVN AG | 750 | Steinkohle | 2010 |
Grevenbroich-Neurath | RWE Power AG | 2200 | Braunkohle | 2010 |
Hamburg Moorburg | Vattenfall Europe AG | 1680 | Steinkohle | 2012 |
Hamm-Uentrop | RWE Power AG plus 23 Kommunen aus NRW, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz | 1600 | Steinkohle | 2011/2012 |
Karlsruhe | EnBW Kraftwerke AG | 900 | Steinkohle | 2011 |
Lünen Stummhafen | Trianel Power Kohlekraftwerk Lünen GmbH & Co. KG | 750 | Steinkohle | 2012 |
in Planung | ||||
Arneburg | RWE Power AG | 1600 | Steinkohle | 2014/2015 |
Niederaußern | RWE Power AG | 2200 | Braunkohle | 2015 |
Brunsbüttel | SüdWestStrom Kraftwerk GmbH & Co. KG | 1800 | Steinkohle | 2014 |
Brunsbüttel | GDF SUEZ Energie Deutschland AG | 830 | Steinkohle | 2012 |
Brunsbüttel | GETEC Energie AG | 800 | Steinkohle | 2012 |
Dörpen | BKW FMB Energie AG | 900 | Steinkohle | 2013/2014 |
Düsseldorf Lausward | Stadtwerke Düsseldorf AG | 400 | Steinkohle | 2012 |
Emden | DONG Energy GmbH | 1600 | Steinkohle | 2015 |
Krefeld-Uerdingen | Trianel Power Kohlekraftwerk Lünen GmbH & Co. KG | 750 | Steinkohle | 2011 |
Lubmin | DONG Energy GmbH | 1600 | Steinkohle | 2012 |
Lünen | Evonik STEAG GmbH | 900 | Steinkohle | 2012 |
Marl | Infracor GmbH | 900 | Steinkohle | offen |
Mainz | KWM Kraftwerke Mainz/Wiesbaden AG | 823 | Steinkohle | 2012 |
Mannheim | Großkraftwerk Mannheim AG | 900 | Steinkohle | 2013 |
Profen | Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft mbH | 660 | Braunkohle | 2012/2013 |
Stade | Eon Kraftwerke GmbH | 1110 | Steinkohle | 2014 |
Stade | EnBW Kraftwerke AG, DOW Chemical | 1000 | Steinkohle | 2014 |
Stade | GDF SUEZ Energie Deutschland AG | 800 | Steinkohle | 2011 |
Staudinger | Eon Kraftwerke GmbH, Stadtwerke Hannover GmbH | 1100 | Steinkohle | 2012 |
Wilhelmshaven | Eon Kraftwerke GmbH | 550 | Steinkohle | 2014 |
Wilhelmshaven | GDF SUEZ Energie Deutschland AG, BKW Energie AG | 800 | Steinkohle | 2010/2011 |
Quelle: Deutsche Umwelthilfe; Stand: März 2009