Verbrauchermarkt im Passivhaus
In der neuen Vorzeigesiedlung „zero:e park“ in Hannover-Wettbergen betreibt Rewe seit Dezember einen Verbrauchermarkt, der den energiesparenden Passivhaus-Standard erfüllt – eine Weltpremiere...
Die Nullemissionssiedlung „zero:e park“ mit 300 geplanten Passivhaus-Wohngebäuden in Hannover-Wettbergen gilt als einzigartig in Europa. Ein Vorzeigeprojekt ist auch der Rewe-Verbrauchermarkt, der zu dieser Siedlung gehört: Der Neubau mit 1.300 qm Verkaufsfläche gilt als der erste Passivhaus-Verbrauchermarkt der Welt. Wegen des vergleichsweise geringen Energiebedarfs soll der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid 30% niedriger sein als bei üblichen neu errichteten Supermärkten dieser Größenordnung.
Die witterungsbeständige Holzfassade aus sibirischer, unbehandelter Lärche und das dämmende Gründach sind nur die äußeren Zeichen der umweltverträglichen Gesamtkonzeption. Der Wärmeschutz ist so dimensioniert, dass ein Heizwärmebedarf von 15 kWh/m2a eingehalten wird. Außerdem verhindern die Luftdichtheit des Gebäudes, die sogar die hohen Anforderungen des PassivHaus-Instituts deutlich unterschreitet, und ein Windfang im Eingangsbereich unangenehme Zugluft. Anders als bei Wohnhäusern, deren Energiebedarf primär von der Gebäudehülle beeinflusst wird, spielen bei Verbrauchermärkten eher Lebensmittelkühlung und Beleuchtung eine Rolle. Für die einzelnen Komponenten haben daher das Passivhaus-Institut, der enercity-Fonds proKlima Hannover, Rewe sowie die Universitäten Chalmers Göteborg und ETH Zürich gemeinsam die Effizienzanforderungen entwickelt.
In Hannover-Wettbergen sorgt jetzt ein hocheffizientes Cool-to-Heat-System dafür, dass die Abwärme der Kälteerzeugung zur Beheizung verwendet wird. Bis zu einer Außentemperatur von etwa -7°C wird ausschließlich mit Abwärme geheizt, die im Gebäude selbst entsteht. An kalten Tagen kann eine Außenluft-Wärmepumpe dazugeschaltet werden – laut Christian Brand, der in der REWE-Region Nord für das technische Energiemanagement zuständig ist, war das in diesem Jahr trotz teilweise sehr niedriger Temperaturen bislang nicht notwendig. „Obwohl die Bauwerkstrocknung noch nicht abgeschlossen ist, läuft die Heizung vollständig über Abwärmenutzung.“ Im Sommer kann die meiste Abwärme der Kältetechnik direkt nach außen abgeleitet werden, da die meisten Kühlmöbel an eine Verbundkälteanlage angeschlossen sind. Auch die Kühlmöbel sind dank LED-Beleuchtung und CO2 als Kältemittel besonders effizient.
Außerdem wurden Steckerkühlmöbel minimiert und mit Glasabdeckungen versehen, und die Tiefkühlschränke verfügen über „Null-Emissons-Türen“: Die Drei-Scheiben-Verglasung ist mit einer Nano-Beschichtung ausgestattet, die das Anfrieren von Luftfeuchtigkeit verhindert, so dass weder Rahmen- noch Scheibenheizung notwendig ist. Die Verkaufsraum-Beleuchtung ist mit nur 12 W installierter Leistung pro Quadratmeter Energiebezugsfläche ebenfalls besonders stromsparend ausgelegt – normalerweise liegt sie bei 16 bis 20 W. „Der gesamte Strombedarf für Rewe-Vollsortimenter dieses Größenklusters beträgt aktuell 320 kWh je qm“, erläutert Christian Brand. „Für Vollsortimenter dieser Größenordnung ist das bereits ein Spitzenwert. Aber der Markt in Wettbergen wird auch diese Werte schlagen.“