Gebäude managen mit Kollegin KI

Dank Sensoren und Schnittstellen werden moderne Gebäude inzwischen in vielen Bereichen automatisiert gesteuert. Smarte Lösungen gehen über die reine Automation hinaus, weil sie aus Daten lernen, Zusammenhänge erschließen und daraus Handlungsoptionen ableiten können. Handelsunternehmen unterstützt das nicht zuletzt beim Energiemanagement.

„Ohne Digitalisierung und Automation ist ein nachhaltiger Gebäudebetrieb überhaupt nicht möglich“, sagt Uwe Rotermund. Der Ingenieur lehrt und forscht im Bereich Immobilien-Lebenszyklus-Management und Facility Management an der FH Münster und ist zudem als Berater und Sachverständiger tätig. „Daten sind das Gold der Zukunft“, so Rotermund weiter. „Wenn man diese gezielt auswertet, sind hervorragende Optimierungsmöglichkeiten gegeben. Die Kombination von IoT-fähigen Geräten bereichert außerdem die Automation enorm.“

Der Einzelhandel setzt für das Energiemanagement neben Monitoringsystemen daher zunehmend auf automatisierte und intelligente Steuerungssysteme in den Bereichen Heizung, Klima und Lüftungsanlagen sowie Kältetechnik und Beleuchtung. Smarte Komponenten können aus einer Vielzahl von Faktoren optimierte Strategien für den Gebäudebetrieb ableiten und selbstlernend weiterentwickeln, etwa aus aktuellen Wetterdaten oder der Kundenfrequenz. Dafür müssen die technischen Systeme allerdings in der Lage sein, herstellerübergreifend miteinander zu kommunizieren.

Ein Beispiel für diese Kommunikation hat die Hörburger AG für die Drogeriemarktkette dm realisiert und für die Filialen des Unternehmens ein standardisiertes Haustechnikkonzept entwickelt. Der Spezialist für Gebäudeautomation gehört seit 2022 zu Bosch Building Technologies. Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie Beleuchtung und Submetering bei dm wurden mit intelligenten Schnittstellen ausgerüstet. Für die bidirektionale Kommunikation komplexer Datensätze kamen auf dem „Niagara Framework“ basierende IoT-Controller und Hörburgers cloudbasierte Energiemanagement-Plattform QBRX hinzu. Resultat ist laut Hörburger nicht nur die gewünschte Transparenz des Energieverbrauchs und ein Managementsystem, das mit allen Niagara-Steuerungen in den Filialen kommunizieren und interagieren kann, sondern auch eine Senkung der jährlichen Energiekosten um 25 Prozent.

Grundsätzlich sollen Big Data und selbstlernende Algorithmen künftig ein umfassendes Abbild aller Energieflüsse in Unternehmen erstellen. Solche Systeme reagieren nicht nur auf den Ist-Zustand, sondern steuern die energetischen Prozesse vorausschauend nach den berechneten Prognosen des Strom-, Wärme- und Kältebedarfs. Für Professor Rotermund gehört einer derartigen Betriebsoptimierung die Zukunft. „Aus meiner Perspektive müssen wir hier aufhören, kleinteilig zu denken und etwa zu überlegen, ob die Wärmedämmung einen Zentimeter dicker werden muss, um Energie zu sparen. Es geht vielmehr um die Frage, wie man die Potenziale der Automatisierungstechnologien voll ausschöpfen kann und diese in einen größeren Kontext stellt.“

Gerade im Bestand stößt das Heben aller Potenziale jedoch häufig auf Hindernisse, etwa wenn die Heizung dem Vermieter gehört, die Kühltechnik aber von der Mieterin betrieben wird. Denn wenn Heizung und Kühlung nicht korrekt aufeinander abgestimmt sind, geht viel Potenzial verloren. Dabei könnten Filialisten in diesem Bereich etwa 15 bis 20 Prozent Energie einsparen und so ihre Kosten dauerhaft reduzieren, sofern sie konsequent an allen Stellschrauben drehen, schätzt Seybold-Geschäftsführer Marcus Seybold. Lidl beispielsweise setzt auf intelligente Gebäudeleittechnik, um die haustechnischen Anlagen zu steuern und für eine optimale Verwendung der eingesetzten Energie zu sorgen. Zum System gehören nicht nur LED-Beleuchtung, Wärmepumpen und energieeffiziente Kälteanlagen, deren Abwärme in die Beheizung der Filialen, Lager- und Logistikzentren fließt, sondern zunehmend auch Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher.

Energieeinsparungen und smarte Komponenten lassen sich allerdings auch mit vielen kleinen Schritten realisieren. Etwa bei der Shopbeleuchtung, die als einer der stärksten Energieverbraucher im Einzelhandel ganz besonders im Fokus von Energiesparzielen steht. Bereits durch die Sanierung konventioneller Beleuchtungslösungen mit LED-Leuchten können hohe Einsparungen erzielt werden, betonen Lichtexperten immer wieder. Wird die LED-Beleuchtung zusätzlich durch ein Lichtmanagementsystem und Sensoren etwa für Präsenz und Tageslicht ergänzt, kann das Einsparpotenzial sogar noch deutlich höher ausfallen.

Die schwedische ITAB Group beispielsweise will auf der der EuroShop unter anderem dynamische Beleuchtungslösungen präsentieren, mit denen sich die Energiekosten für dieses Segment um bis zu 50 Prozent senken und gleichzeitig das Kundenerlebnis verbessern lassen. Dafür hat das Unternehmen den Wirkungsgrad verdoppelt sowie Lichtsteuerungssysteme entwickelt, die über Bluetooth und andere Drahtlostechnologien ohne Aufwand nach