Gefährliche Alleskönner 

Epoxidharze sind variabel einsetzbar und leistungsstark und werden daher in vielen Bereichen verwendet. Die Komponenten der Kunststoffe können jedoch Haut und Augen verätzen, die Atemwege reizen und Allergien auslösen. Chemikalienbeständige Handschuhe, Schutzbrillen, Masken und passende Kleidung beugen dem vor.

Als Werkstoff sind Epoxidharze ein Tausendsassa. Die Kunststoffe sind im ausgehärteten Zustand wasser-, chemikalien- und temperaturbeständig und haben ein geringes Gewicht, außerdem sind sie mechanisch hoch belastbar, elektrisch isolierend und je nach Bedarf fest oder elastisch. Verwendet werden sie unter anderem in Lacken und Klebern, Bodenbeschichtungen und Abdichtungen, Flugzeugen und Sportbooten, Windkraftanlagen und elektronischen Bauteilen.

Bereits in den 1930er Jahren wurden die ersten Epoxidharze entwickelt. Die Produkte bestehen immer aus zwei Komponenten: aus dem eigentlichen Harz und aus einem Härter. Für die Anwendung werden die beiden Komponenten zu einem Reaktionsharz vermischt, das innerhalb einiger Stunden bis Tage zu einem duroplastischen Kunststoff aushärtet. Bei Bedarf werden weitere Zuschlagstoffe wie Quarzsand oder Farbpigmente zugesetzt.

Die Handhabung der flüssigen bis zähflüssigen Gemische gilt als unkompliziert, weshalb Epoxidharze nicht nur in Handwerk und Industrie zum Einsatz kommen, sondern auch im Hobby- und Bastelbereich. Die verwendeten Komponenten jedoch sind problematisch: Im nicht ausgehärteten Zustand können sie akute Reizungen und Verätzungen von Haut und Augen verursachen, die Dämpfe zudem diverse Krankheitssymptome wie Schleimhautreizungen, Atembeschwerden und Delirien. Mittelfristig sind durch Kontakte bei der Verwendung Allergien möglich, und auch die bei der Bearbeitung von ausgehärtetem Epoxidharz entstehenden Schleif- oder Frässtäube können zu Hauterkrankungen und Atemwegsbeschwerden führen.

Die DGUV weist in ihrer Berufskrankheiten-Dokumentation (BK-DoK) gleich drei Erkrankungen aus, die neben anderen Substanzen von Epoxidharzen ausgelöst werden können: in erster Linie Hautkrankheiten, aber auch chemisch-irritativ oder toxisch verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen sowie allergisch verursachte obstruktive Atemwegserkrankungen. Die Gesamtzahl der bestätigten epoxidharzbedingten Berufskrankheiten ist in den vergangenen Jahren zwar leicht gesunken (evtl Grafik). Der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken zur Erfassung und wissenschaftlichen Auswertung der Kontaktallergien (IVDK) geht jedoch von einer erheblich größeren Dunkelziffer aus, weil manche Betroffene aus Angst um ihren Arbeitsplatz keinen Antrag auf Anerkennung einer Berufskrankheit stellen und weil für etliche Inhaltsstoffe Testsubstanzen für Epikutantests fehlen. Als Folge werden wahrscheinlich etliche Fälle schlicht nicht diagnostiziert.

Dem IVDK zufolge nehmen speziell im Baugewerbe Epoxidharzsensibilisierungen seit Jahren zu – zum einen weil Epoxidharzsysteme im Hochbau immer häufiger eingesetzt werden, zum anderen weil die Allergene schon nach kurzer Zeit zu Sensibilisierungen führen können. Und weil Epoxidharze so universell eingesetzt werden, sind für Betroffene einer Epoxidharzallergie sehr viele Berufe verschlossen, nicht nur in der Bauwirtschaft, sondern beispielsweise auch in der Metall- oder der Elektroindustrie. Denn eine einmal erworbene Sensibilisierung wirkt lebenslang und ist nicht heilbar.

Vor diesem Hintergrund arbeitet der „Arbeitskreis Epoxidharze“ bereits seit 2007 als branchenübergreifende, europäische Initiative daran, das Erkrankungsrisiko zu verringern. Die sicherste Prävention ist demnach die geeignete Schutzausrüstung. Besonders wichtig sind Chemikalienschutzhandschuhe. Diese müssen nicht nur gegenüber den verwendeten Inhaltsstoffen beständig sein, sondern auch die mechanischen Belastungen der jeweiligen Tätigkeit aushalten. Dünne Einweghandschuhe aus Latex, Vinyl oder einem anderen Material sind häufig nicht geeignet, da die sich im Epoxidharz befindlichen allergenen Stoffe meist eher minderwertige Modelle innerhalb von Minuten durchdringen können. Um die Beständigkeit geeigneter Handschuhe nicht zu gefährden, dürfen die Hände vor dem Tragen nicht eingecremt werden; außerdem müssen die Tragezeitbegrenzungen beachtet werden. Baumwollunterziehhandschuhe können das Arbeiten angenehmer machen.

Besteht die Gefahr von Spritzern, müssen Schutzkleidung und -brillen getragen werden. Wenn die Epoxidharzkomponenten verdünnt und abgefüllt werden, sind zusätzlich Kunststoffschürzen angebracht. Bei knienden Tätigkeiten sind Bodenlegerhosen mit wasserdichten Einsätzen zu empfehlen, beim Auftragen von Fußbodenbeschichtungen können Einweg-Schutzhosen ausreichend sein. Sinnvoll sind zudem Arbeitshilfen und Werkzeuge, die ein Arbeiten mit möglichst großem Abstand vom Epoxidharz ermöglichen, zum Beispiel langstielige Rollen und Rakel oder Gummiwischer mit Spritzschutzschild. Gegen die Dämpfe sowie gegen die Stäube, die beim Bearbeiten bereits ausgehärteter Epoxidharze entstehen, schützt neben gutem Lüften das Tragen von Atemschutzmasken.

Wenn trotz Schutzmaßnahmen flüssiges Epoxidharz mit der Haut in Berührung kommt, ist schnelles Handeln geboten: Das Kunstharz sollte sofort mit viel Wasser und etwas Seife abgewaschen werden. Auch verschmutzte Griffe und Stiele von Arbeitshilfen und Werkzeugen sollten zügig mit einem nur dafür vorgesehenen Putzlappen gereinigt werden. Denn nur vollständig ausgehärtete Epoxidharze sind nicht mehr sensibilisierend.

Infos für mehr Sicherheit

Die BG Bau bietet online mehrere Publikationen zum sicheren Umgang mit Epoxidharzprodukten sowie eine Übersicht zu geeigneten Handschuhen an.
Broschüre „Praxisleitfaden für den Umgang mit Epoxidharzen“: 
https://www.bgbau.de/service/angebote/medien-center-suche/medium/praxisleitfaden-fuer-den-umgang-mit-epoxidharzen/ 
Flyer „Vorsicht beim Umgang mit Epoxidharzen“: 
https://www.bgbau.de/service/angebote/medien-center-suche/medium/vorsicht-beim-umgang-mit-epoxidharzen-1/ 
Geeignete Handschuhe für den Umgang mit lösemittelfreien Epoxidharzen: 
https://www.bgbau.de/themen/sicherheit-und-gesundheit/gefahrstoffe/gefahrstoffe-beim-bauen-renovieren-und-reinigen/epoxidharze/handschuhe/ 

Epoxy Europe, eine Branchengruppe des europäischen Verbands der chemischen Industrie, hat ein Poster zur sicheren Handhabung von Epoxidharzen erstellt. Es steht in zehn Sprachen zur Verfügung.
https://epoxy-europe.eu/de/poster-sichere-handhabung-von-epoxidharzen-in-10-schritten/