Tageslicht II: Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Die Menge und die Nutzung von Tageslicht lassen sich auch ohne eine ausgefeilte Lichtplanung oder große Umbauten verbessern. Sicherheitsbeauftragte können sich an vielen Stellen einbringen.

Keine Frage, die Planungsphase von Neu- und Umbauten hat mit Blick auf die Tageslichtnutzung das größte Potenzial. „Aber auch bei bestehenden Gebäuden gibt es viele Einflussmöglichkeiten“, sagt Dr. Sylvia Hubalek von der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM). Sie rät Sicherheitsbeauftragten, in einem ersten Schritt bewusst auf die Tageslichtsituation in ihrem Unternehmen zu achten – und darauf, was in einzelnen Räumen den Einfall des Tageslichts behindert und was die Beschäftigten dort eventuell stört. „Oft können schon kleine Maßnahmen viel mehr Tageslichts bringen, etwa indem mal die lichtdurchlässigen Flächen gereinigt oder die Büsche vor den Erdgeschossfenstern geschnitten werden“, so die Lichtplanerin.

Sylvia Hubalek gehört zum Autorenteam der DGUV-Information „Tageslicht am Arbeitsplatz und Sichtverbindung nach außen“. Besonders stolz ist sie darauf, dass in der neuen Publikation ein ganzes Kapitel mit anschaulichen Skizzen (Seiten 18 und 19) verschiedene Maßnahmen darstellt, die den Tageslichteinfall verbessern und die Tageslichtnutzung optimieren können. An Aspekten wie der Form des Gebäudes oder der Höhe des Fenstersturzes können Sicherheitsbeauftragte zwar nichts ändern. In anderen Bereichen können sie ihrer Erfahrung nach dafür umso besser ansetzen.
Da sind zum einen die Fensterflächen selbst, die regelmäßig geputzt werden sollten.

„Außerdem ist es wichtig, Fenster und Sichtverbindungen nach draußen freizuhalten. Hohe Pflanzen beispielsweise nehmen viel Licht weg, ebenso Regale vor Glastrennwänden oder gestapelte Unterlagen in Fensternischen“, so Hubalek. Wenn draußen eine Bepflanzung gewünscht ist, sind demnach laubabwerfende Gehölze besser als immergrüne, da sie gerade im Winter das Licht nicht behindern, aber trotzdem im Sommer als Schutz gegen Hitze und Blendung wirken. Und Kies oder andere helle Bodenbeläge um das Gebäude herum sorgen im Erdgeschoss nochmal für mehr Helligkeit.

Farben und Oberflächen haben auch im Gebäude großen Einfluss auf die Lichtsituation. „Am besten sind die Oberflächen hell und matt“, so Hubalek. „Dunkle Farben schlucken zu viel Licht, und glänzende Flächen können sehr leicht blenden.“ Für den Schutz vor Blendung, aber auch vor Wärme, werden zudem oft Jalousien eingesetzt. „Es lohnt sich zu kontrollieren, ob die Sonnenschutzvorrichtungen funktionieren und richtig eingestellt werden“, empfiehlt die Präventionsspezialistin. Da die Nutzung von Tageslicht zudem Energie einsparen soll, ist auch ein regelmäßiger Blick zur Decke empfehlenswert. „Oft schaltet man morgens das Licht an und bemerkt nicht, dass nach einiger Zeit eigentlich kein Kunstlicht mehr gebraucht wird. Häufig wird dadurch unnötig viel Strom verbraucht, erst recht wenn Beleuchtungsanlagen oder Lampen schon älter sind.“ Also: Leuchtmittel gegen Ende ihrer Lebensdauer rechtzeitig und flächig austauschen, und Lampen bei ausreichendem Tageslicht ausschalten oder dimmen, beispielsweise auch mit Hilfe von Sensoren.

Um möglichst wenig Kunstlicht einsetzen zu müssen, ist außerdem eine tageslichtabhängige Nutzung der Räume wichtig. „Für Arbeitsplätze und Aufenthaltsräume ist Tageslicht wichtiger als für Verkehrsflächen oder Technik- und Nebenräume“, so Hubalek. „Entsprechend sollten die Flächen auch aufgeteilt und genutzt werden. Außerdem kommt an einem Arbeitsplatz umso weniger Tageslicht an, je weiter er vom Fenster weg ist.“

Und wenn die baulichen Gegebenheiten oder die Tätigkeit am Arbeitsplatz kein ausreichendes Tageslicht zulassen? „Dann sind Pausen mit viel Tageslicht umso wichtiger, etwa in entsprechend gestalteten Räumen oder Kantinen, aber am besten im Freien – und zwar für alle, nicht nur zum Rauchen“, sagt die Lichtexpertin. Diese Pausenzonen sollten nicht nur mühelos erreichbar sein, sondern auch attraktiv gestaltet und ausgestattet. „Grünflächen und Bäume laden zu Pausen im Freien ein, aber auch Sitzgelegenheiten, überdachte Bereiche oder Möglichkeiten zur Bewegung.“ Und wer vor oder nach der Arbeit noch eine Extraportion Tageslicht abbekommen möchte, kann den Arbeitsweg vielleicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.